Von Munzingen nach Merdingen am Tuniberg, zur Perle des Barock

Region:
Schwarzwald
Kreis:
Breisgau-Hochschwarzwald
Topografische Karte:
(Maßstab 1:50.000)
L 7912 Freiburg im Breisgau-Nord
Streckenlänge (ca.):
7,5 km (einfache Strecke)
Wegzustand/-profil:
asphaltiert / befestigt
Anfahrt PKW: Nach Munzingen; Parkmöglichkeit am südlichen Ende des Dorfes – bei der Windhäuslesgasse (P+R-Anlage).
Zuletzt aktualisiert:
2003

Wir beginnen die Wanderung an der Haltestelle Windhäuslegasse am südlichen Ortsausgang von Munzingen. In einer langen Schleife wandern wir leicht bergauf. Wo früher Spargel- und Gemüsefelder waren, ist links von der Straße ein neues Wohngebiet entstanden. Wir gehen weiter bis wir die Erentrudiskapelle erreichen, eine Wallfahrtskapelle, in der die 718 in Salzburg verstorbene Äbtissin und Heilige Erentrudis, verehrt wird. Die Kapelle in ihrer heutigen Form stammt aus dem Jahr 1716 und steht auf dem südlichsten Sporn des Tunibergs wie die Verkünderin einer Botschaft. Man darf ruhig sagen, dass wir hier am schönsten Aussichtspunkt des gesamten Breisgaus stehen. Von einer Terrasse aus haben wir einen herrlichen Blick ins Land. Hinter der Ebene bauen sich die Berge des südlichen Schwarzwaldes auf. Rechts draußen ist die Burgunder Pforte, die oft für unser Wettergeschehen zuständig ist.

Von der Kapelle steigen wir wieder 200 Meter weit ab bis zu der Wegkreuzung, bei der wir vorhin herauf gekommen sind. Hier beginnt für uns der abwechslungsreiche Tuniberg – Höhenweg (autofreie asphaltierte Rebstraße). Wir erreichen das Tuniberg-Denkmal, das an die Rebumlegung in den 60er Jahren erinnert. Auf jedem der vier über einander gestellten Kalksteinblöcke ist etwas anderes symbolisiert. Der unterste Block weist auf die mühsame Arbeit im Weinberg hin. Im zweiten Block betreiben Mönche den Weinbau, daneben belehrt Erentrudis Frauen und Kinder.

Der dritte Block beinhaltet auf der einen Seite das Abendmahl, auf der anderen Seite bringen die römischen Legionäre den Alemannen den Weinstock ins Land. Der oberste Block zeigt das Wunder von Kanaan. Die fünf in den Stein eingemeißelten Jahreszahlen weisen auf besonders gute Weinjahrgänge hin. Als Inschrift lesen wir:
Dank sei Gott – Ich bin der Weinstock

Weiter führt uns der Weg bis zum Attilafelsen, auf dem alle neun Tuniberggemeinden mit ihrem Wappen verewigt sind. Hoch über einer Rebböschung steht in großen Buchstaben der Namen „ATTILA“. Attila steht auch auf dem Etikett einer der besten Weine der Gegend. Doch kaum jemand weiß noch, dass die Wiederbelebung des Namens Attila auf einen Aprilscherz des früheren Obmannes der Winzergenossenschaft Niederrimsingen zurückgeht.

Bald nach dem Attilafelsen erreichen wir das Denkmal, das die Merdinger zu Ehren des oberrheinischen Weinpatrons St. Morandus haben aufstellen lassen. Der ehemalige Meister der Münsterbauhütte in Freiburg hat es im Jahre 1965 geschaffen. Bald zeigen uns die Wegzeichen an, dass es da nach Merdingen geht. Wir benützen aber nicht schon die erste Abkürzung, sondern wir bleiben bis kurz vor dem Straßenpass „Vierwegen“ auf dem Tuniberg-Höhenweg. Erst dort, wo wir einen herrlichen Tiefblick auf die Barockkirche von Merdingen haben, biegen wir nach links ab. Durch Reben und buschiges Gehölz bringt uns ein schmaler, aber gut begehbarer und befahrbarer Weg hinab nach Merdingen, der Perle des Barock.

Als Architekt für die St.-Remigius-Kirche wählte man Kaspar Bagnato, zu dessen Meisterleistungen das Schloss auf der Insel Mainau gehört. Der Bildhauer Joseph Anton Feuchtmayer, der u.a. in St. Peter tätig war, schuf die Altäre und die Kanzel aus Stuckmarmor. Die Deckenbilder und die Altarblätter malte „Franz Josef Spiegler“. Er stellte auf dem Gemälde des Hochaltars die Taufe des Frankenkönigs Chlodwig durch den Heiligen Remigius dar. Chlodwig hatte während der Schlacht gegen die Alemannen den Schwur getan, er wolle Christ werden, wenn er die Alemannen besiegen würde. Die vierzehn Stationsbilder des Kreuzweges malte „Simon Göser“ aus Freiburg. (Ein Kunstführer ist am Bücherstand in der Kirche erhältlich).


Beitrag: Werner Kästle, Freiburg im Breisgau

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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